Die betriebswirtschaftlichen Kennzahlen umfassen neben den Bilanzkennzahlen und die Rentabilität auch nähere Kennzahlen zur Wirtschaftlichkeit. Hierbei stellen Sie für Ihr Unternehmen die sogenannten Umschlagskennzahlen auf. Dafür werden bestimmte Posten der Bilanz sowie der Gewinn- und Verlustrechnung benötigt. Aus den Umschlagskennzahlen können Sie beispielsweise erkennen, wo und wie lange Kapital in Ihrem Unternehmen gebunden ist. Durch eine verbesserte Wirtschaftlichkeit steigern Sie den Gewinn und die Rentabilität Ihres Unternehmens.
Allgemeiner Ansatz der Umschlagskennzahlen
Für die Umschlagskennzahlen sind vor allem jene Positionen interessant, in denen Kosten und Leistungen besonders fluktuieren können beziehungsweise in denen ein besonderes Verbesserungspotenzial steckt. Das ist bei Positionenpaaren wie Materialaufwand und Lagerbestand sowie Umsätzen und Forderungen der Fall. Jede der Umschlagskennzahlen besteht aus drei einzelnen Bestandteilen, die den durchschnittlichen Bestand, die Umschlagshäufigkeit sowie die durchschnittliche Dauer der jeweiligen Position im Unternehmen beschreiben.
Kennzahlen des Lagerumschlags
Für den Lagerumschlag werden die Materialaufwendungen (Materialeinsatz) und der durchschnittliche Lagerbestand (an Werkstoffen) ins Verhältnis gesetzt. Dafür wird zunächst der durchschnittliche Lagerbestand im Berichtsjahr benötigt. Er lässt sich im einfachen Fall als Anfangsbestand zuzüglich Endbestand geteilt durch zwei errechnen. Werden die Materialaufwendungen durch den durchschnittlichen Lagerbestand geteilt, erhält man die Lagerumschlagshäufigkeit. Diese Zahl gibt an, wie oft der durchschnittliche Lagerbestand im Jahr umgesetzt (in der Produktion eingesetzt) wurde. Weiterhin kann die durchschnittliche Lagerdauer über das Verhältnis von 360 Tagen im Geschäftsjahr zur Lagerumschlagshäufigkeit ermittelt werden.
Beispiel: Das Vorratsvermögen betrug zu Beginn des Jahres 5.000 Euro und am Ende des Jahres 3.000 Euro. Die Materialaufwendungen nach der Gewinn- und Verlustrechnung betrugen 40.000 Euro. Der durchschnittliche Lagerbestand ist somit (5.000 + 3.000) / 2 = 4.000 Euro. Die Lagerumschlagshäufigkeit ergibt sich als 40.000 / 4.000 = 10 – der Lagerbestand wurde im Jahr zehn Mal eingesetzt. Die durchschnittliche Lagerdauer ist 360 / 10 = 36 Tage.
Die Lagerkennzahlen sind insbesondere im Vergleich zu den Vorjahren oder zu Branchenzahlen aussagekräftig. Allgemein lassen sich aus ihnen aber auch direkte Rückschlüsse ziehen. Eine hohe Lagerumschlagshäufigkeit bedeutet eine geringere Kapitalbindung im Lager, somit ist die Lagerdauer kürzer, ein kleineres Lager ist notwendig, die Kosten der Lagerhaltung (wie beispielsweise Zinsen, Lagerrisiken, Verwaltungskosten für das Lager) sind geringer und damit besteht eine höhere Wirtschaftlichkeit, was wiederum einen höheren Gewinn und eine höhere Rentabilität ermöglicht.
Kennzahlen des Umschlags der Forderungen
Beim Umschlag der Forderungen werden die Umsätze ins Verhältnis zum Forderungsbestand gesetzt. Hierfür wird zunächst der durchschnittliche Forderungsbestand ermittelt. Die einfache Variante ist hier ebenfalls, die Forderungen am Anfang des Jahres und die Forderungen am Ende des Jahres zu addieren und die Summe durch zwei zu teilen. Die Umsatzerlöse werden anschließend durch den durchschnittlichen Forderungsbestand geteilt und die Umschlaghäufigkeit der Forderungen wird so ermittelt. Weiterhin kann auch eine durchschnittliche Laufzeit der Forderungen berechnet werden, indem die 360 Geschäftstage durch die Umschlagshäufigkeit der Forderungen geteilt wird. Diese Zahl drückt die durchschnittliche Kreditdauer aus, die Ihre Kunden für Ihre Leistungen in Anspruch nehmen.
Beispiel: Zu Beginn des Jahres waren die Forderungen 9.000 Euro und am Ende des Jahres 3.000 Euro. Die Umsätze des Geschäftsjahres betrugen 90.000 Euro. Der durchschnittliche Forderungsbestand ist somit (9.000 + 3.000) / 2 = 6.000 Euro. Damit ergibt sich die Umschlagshäufigkeit der Forderungen mit 90.000 / 6.000 = 15 – die Forderungen wurden 15-mal im Laufe des Jahres umgesetzt. Die durchschnittliche Laufzeit der Forderungen beträgt 360 / 15 = 24 Tage.
Die Umschlagskennzahlen zu den Forderungen sind im Vergleich zu den Vorjahren oder zur Branche interessant, es lassen sich aber auch direkte Schlussfolgerungen ziehen. Legt man das gesetzliche Zahlungsziel von 30 Tagen zugrunde, spricht eine kleinere Kreditdauer für eine durchschnittlich gute Zahlungsmoral (möglicherweise auch aufgrund von Anreizen wie Skonti). Allgemein gilt: Je höher die Umschlagshäufigkeit der Forderungen, desto geringer ist die Laufzeit / Kreditdauer der Kunden. Damit sind Zinsen und Forderungsausfallrisiken kleiner und es fließt schneller Geld in das Unternehmen zurück (höhere Liquidität). Damit sind eine höhere Wirtschaftlichkeit und eine bessere Rentabilität erreicht.
Kennzahlen des Kapitalumschlags
Beispiel: Der Anfangsbestand des Eigenkapitals beträgt 35.000 Euro und am Ende des Jahres 25.000 Euro. Das Gesamtkapital ist 65.000 Euro am Anfang des Jahres und 55.000 Euro am Ende des Jahres. Die Umsatzerlöse betragen 90.000 Euro.
Damit ergibt sich für den durchschnittlichen Eigenkapitalbestand (35.000 + 25.000) / 2 = 30.000 Euro und für den durchschnittlichen Gesamtkapitalbestand (65.000 + 55.000) / 2 = 60.000 Euro. Die Umschlagshäufigkeit des Eigenkapitals ist dann 90.000 / 30.000 = 3 und die des Gesamtkapitals 90.000 / 60.000 = 1,5. Die jeweiligen Umschlagsdauern sind 360 / 3 = 120 Tage für das Eigenkapital und 360 / 1,5 = 240 Tage für das Gesamtkapital.
Hier ist ein Vergleich zu den Vorjahren ebenfalls ein guter Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens und ein Branchenvergleich gibt Aufschluss über die Situation zur Konkurrenz. Die Kennzahlen selbst besitzen auch hier eine Interpretation: Die Kapitalumschlagshäufigkeit gibt an, wie oft über die Umsätze das eingesetzte Kapital in das Unternehmen zurückgeflossen ist. Eine hohe Umschlagshäufigkeit beschreibt einen schnellen Rückfluss und damit einen relativ niedrigen notwendigen Kapitaleinsatz. Bedeutet im Umkehrschluss eine höhere Liquidität und eine höhere Rentabilität.
Umschlagskennzahlen als Ausgangspunkt weiterer betrieblicher Steuerungsinstrumente
Die Umschlagskennzahlen eignen sich als Ausgangspunkt für weiterführende Überlegungen zur Unternehmenssteuerung. Beispielsweise geben die Lagerumschlagskennzahlen einen wichtigen Einblick in die Einsparpotenziale der eigenen Lagerlogistik. Hieran anknüpfend können, je nach Notwendigkeit, Softwarelösungen wie ein Warenwirtschaftssystem, enorm zur Kostensenkung beitragen. Selbst kleine Unternehmen und Selbstständige sollten mindestens diese einfachen Kennzahlen im Blick behalten, um nicht unnötige Kosten zu haben.
Die Umschlagskennzahlen der Forderungen sind vor allem für das Forderungsmanagement wichtig. Hierüber lassen sich Rückschlüsse über die Zahlungsmoral der Kunden knüpfen und welche Forderungsrisiken bestehen. Darauf lassen sich auch Gegenmaßnahmen zur Anreizsteigerung wie beispielsweise Skonti oder Rabatte argumentativ ableiten.
Redaktion
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